Nachdem wir uns wegen seiner hervorragenden Qualität zu Beginn des Jahres entschieden hatten, den Demeter-Kaffee der Fazenda Camocim in unser Sortiment mit aufzunehmen, stand für uns fest, in diesem Jahr die Plantage in Brasilien, im Staat Espirito Santo, von Senor Henrique Sloper zur Ernte zu besuchen. Da es sich hierbei um unseren ersten sowohl Bio als auch Demeter zertifizierten Kaffee handelt, waren wir sehr gespannt, die Unterschiede im Umgang mit Mensch und Natur hier mit eigener Wahrnehmung zu erforschen. Wie uns vorher schon bewusst war, und was wir auch hier sehr schnell festgestellt haben ist, dass Brasilien nicht nur ein so genanntes Schwellenland, sondern auch das Land mit der größten Anbaufläche und Kaffeeproduktion weltweit ist. Der überwiegende Teil wird auf riesigen Plantagen -den so genannten Fazendas- maschinell für die Industrie geerntet und verarbeitet. Aber wie immer gibt es von jeder Regel auch positive Ausnahmen, so wie bei unserer Fazenda Camocim. So lag dort die gesamte produzierte Kaffeemenge bei der letzten Ernte gerade einmal bei 200 Sack á 60 kg. Dies ist für brasilianische Verhältnisse eine winzige Menge. Die Schätzung für die seit April laufende Ernte im gesamten Brasilien liegt bei 58 Millionen Sack für das Jahr 2018. Auf der Fazenda angekommen, wurden wir von Senor Sloper begrüßt, der uns dann sofort ins Feld mitnahm, um uns bei der Ernte „hospitieren“ zu lassen. Einer –wenn nicht DER gravierende Unterschied zu den von uns vorher besuchten Plantagen- liegt im Umgang mit den Menschen, die hier als Pflücker arbeiten. Normalerweise sind diese Erntehelfer Saisonarbeiter, die für 2 bis 3 Monate bezahlt werden, um danach als Wanderarbeiter weiter zu ziehen, und die nach Gewicht der gepflückten Kaffeekirschen bezahlt werden. Die Kaffeepflanze ist eine der wenigen Pflanzen, die zur gleichen Zeit Blütenansatz, Blüte, grüne unreife sowie rote vollreife Kirschen trägt. So ist es also auch rein menschlich völlig normal, dass bei Jemandem, der nach Gewicht bezahlt wird, nicht in dem Maße darauf geachtet wird, dass nur die roten, reifen Kaffeekirschen geerntet werden. Henrique Sloper beschäftigt seine 25 Mitarbeiter jedoch ganzjährig mit einem festen Gehalt auf der Fazenda. Außerdem erhalten sie ein Festgehalt, welches rund 50% über dem Durchschnitt eines „normalen“ Erntehelfers liegt. So werden von den Pflückern nur die roten, vollreifen Kaffeekirschen geerntet, da es hier nicht nach Gewicht sondern nach Qualität geht. Dies führte unter anderem dazu, dass der Kaffee der Fazenda Camocim beim letzten „Cup of Excellence“ den Preis für den besten Kaffee Brasiliens gewonnen hat. Die Pflücker auf der Fazenda Camocim sind während der Erntezeit für ca. 5 Monate mit dem Pflücken der Kaffeekirschen beschäftigt, den Rest des Jahres kümmern Sie sich ausschließlich um die Aufzucht und Pflege der Pflanzen, Tiere und Kräuter für die Erhaltung eines gesunden Ökosystems.Anhand liebevoll gestalteter und handgemalter Flip-Chart Papiere wurde uns die Arbeit der seit vielen Jahren Demeter-zertifizierten Fazenda Camocim vorgestellt, die nach den antroposophischen Grundsätzen Rudolf Steiners einen verantwortungsbewußten, naturnahen und geschlossenen Lebenskreislauf zelebriert, getreu dem Motto der Biodiversität. Biodynamische Landwirtschaft bedeutet hier, den natürlichen Zyklus von Sonne, Mond und Planeten zu beachten und nach einem genau ein zu haltenden Kalender homöopathische Tinkturen herzustellen und Sie händisch auf den Kaffeesträuchern zu verteilen, um diese zu nähren und alle Sinne zu stimulieren, und so die höchste Qualität des Kaffees zu erreichen.