Wie jedes Jahr haben wir uns auf den Weg gemacht nach Guatemala und Mexico, um zu schauen, wie die Situation vor Ort ist, d.h. die Situation des Kaffees und der neuen, laufenden Ernte, über Qualitäten, Schädlingsbefall und Erntemengen, über die Situation in unserem Schulprojekt in Lampocoy und über die Entwicklung unserer Kooperative Tierra Nueva in Mexico, mit der wir schon seit vielen Jahren zusammen arbeiten. Als erstes sind wir jedoch nach Guatmala gereist in unser Projektgebiet im Lampocoy. Hier ist die politische Lage momentan sehr in Aufruhr. Es gibt dort einen neuen gewählten Präsidenten mit dem Namen Jimmy Morales. Dieser versucht, die bestehenden Steuergesetze durchzusetzen, und damit verbunden, die nicht gezahlten Steuern der letzten 5 Jahre einzutreiben, da bisher hier fast niemand Steuern gezahlt hat. Dem will er entgegenwirken, was nicht unbedingt in allen Teilen der Bevölkerung auf Gegenliebe stößt. Hieraus resultiert ein weiteres Problem, auch für uns: Die Kooperative in Lampocoy, mit der wir zusammenarbeiten, besteht aus 23 Klein- und Kleinstbauern mit durchschnittlichen Anbauflächen von 5 Hektar. Aufgrund der geringen Größe und der niedrigen Einnahmen der Bauern, die von jeher am Existenzminimum leben, sind Kooperativen wie diese von jeglicher Art Steuern befreit. Nun versuchen die großen und reichen Kaffeebauern den Kooperativen beizutreten, um Steuerzahlungen vorzubeugen, was ihnen in Teilen auch gelingt. Auf diese großen Mengen Kaffee sind die Kooperativen in den Schritten nach der Ernte, d.h. in den Phasen der Aufbereitung des Kaffees, nicht vorbereitet, und die Anlagen, die so genannten „Beneficios“, in denen der Kaffee gewaschen, fermentiert und getrockent wird, sind für diese Mengen nicht ausgelegt. Die „Micro-Lots“ (ausschließlich von einer einzigen Plantage stammender Kaffee) der Kooperative können nun überhaupt nicht mehr separat aufbereitet werden, was für die Einhaltung der Qualitätsmerkmale jedoch sehr wichtig ist. Um dem entgegen zu wirken, haben wir uns ein weiteres Beneficio angeschaut, direkt im Ort Gualan, welcher unten im Tal liegt. An den Plantagen oben in den Bergen ist es immer wieder zu Problemen in der Trocknung gekommen. Durch die Passatwinde kommt es hier zu erheblicher Feuchtigkeit und starken Niederschläge ganzjährig, so dass der Kaffee dann häufig in großen Trommeltrocknern bei ca. 60 Grad Celsius getrocknet werden muss. Diese Trommeltrockner werden mit Holz befeuert, was ökologisch nicht gut ist. Außerdem ist die Trocknung in der Sonne für die Qualität des Kaffees auch deutlich besser. Das Beneficio in Gualan liegt in einem Tal, in dem absolute Trockenheit herrscht, dort muss nicht auf Trocknungsöfen zurückgegriffen werden. Der Kaffee kann hier vollständig in der Sonne trocknen. Wie wir im Nachgang zu unserer Reise erfahren haben, konnte die Kooperative mittlerweile das neue Beneficio anmieten, so dass weiterhin der separaten Aufbereitung unseres Kaffees aus dem Micro-Lot der Familie Vasques nichts mehr im Wege steht, was hervorragend für die Qualität ist. Als nächstes haben wir unsere Schule besucht und dort die Toiletten und die Küche, die nach unserem Besuch vor Ort im letzten Jahr dank vielfältiger Unterstützung unserer Kunden, Gäste und Mitarbeiter neu gebaut worden sind, in Augenschein genommen. Wir freuen uns sehr, dass die Kinder jetzt ein vernünftiges, warmes Mittagessen dort bekommen und die Schule über ordentliche Sanitäranlagen verfügen kann. In diesem Jahr haben wir hier keine weiteren Hilfsmaßnahmen zu tätigen. Aufgrund der Situation vor Ort haben wir uns entschieden, dass wir im laufenden Jahr die 3 Gesundheitsposten, die jeweils zentral für alle Bauern und deren Familien gelegen sind und von einer Krankenschwester betreut werden, mit Medikamenten, Fieberthermometern und Blutdruckmessgeräten ausstatten werden. In Lampocoy, dem so genannten „Armenhaus von Guatemala“, fehlt es an sämtlichen Medikamenten, von einfachen Kopfschmerztabletten bis hin zu dringend benötigten Antibiotika für schwere Infektionen. Dies kommt allen Bauern in der Region –und natürlich auch den Mitgliedsfamilien unserer Kooperative- zu Gute. Aus der Kaffeesack-Weihnachtsaktion bei uns im Café können wir den ersten Betrag hierfür bereits sofort verwenden.