Mexico & Kolumbien 2020

auch in diesem Jahr haben wir uns -gerade noch rechtzeitig vor dem Beginn der Covid 19 Krise- aufgemacht zu unseren Partnern in den Ursprungsländern, den Kaffeebauern. Durch die dramatischen Entwicklungen der letzten Monate sind unsere Berichte ein wenig in den Hintergrund gerückt. Wir hoffen dennoch, dass Sie auch etwas zeitversetzt noch Freude an diesem Bericht haben. Gemeinsam mit unserem Auszubildenden zum Kaufmann im Groß und -Außenhandel Maximilian waren wir in Mexico zur diesjährigen Kaffeeernte, die mittlerweile bereits bei uns in Hamburg eingetroffen ist und von der wir auch schon die ersten Säcke geröstet und ausgeliefert haben. Auf der Finca Santa Anita, von der wir die gesamte Robusta-Ernte für unseren kräftigen mexikanischen Espresso beziehen, konnten wir die natürliche Bekämpfung des für die Kaffeepflanzen so schädlichen Kaffeebohrers „Broca“ und die Fertigung der dafür benötigten Instrumente miterleben. Der Broca, ein kleiner Käfer, der Löcher in die Kaffeebohnen bohrt, um seine Eier darin abzulegen, ist auch in diesem Jahr ein Problem im Kaffeeanbau. Auf Santa Anita wird natürlich nicht mit Insektengift dagegen angegangen, sondern es werden ausrangierte, leere Getränkeflaschen gesammelt und zu „Fallen“ umgebaut. In die Flaschen wird ein kleines Loch geschnitten und der Flaschenboden mit einem Gemisch aus reinem Alkohol und Zucker ca. 3 cm gefüllt. Diese Flaschen werden in die Kaffeepflanzungen gehängt, und der Käfer wird davon angelockt und in der Flasche gefangen. Auch konnten wir -wie in jedem Jahr- ein wenig bei der Kaffeeernte und -aufbereitung „helfen“. Die Finca Santa Anita stellt mit ihrem exklusiven Anbau von Canephora-Robusta Rohkaffee eine echte Besonderheit dar. Nach der Ernte wird der Rohkaffee hier neunfach maschinell und danach noch einmal per Hand verlesen. Ein unfassbar großer Aufwand, der einen qualitativ überaus hochwertigen Kaffee beschert. Gemeinsam mit Senora Hoffmann von der Plantage Finca Santa Anita haben wir eine kleine Kooperative ins Leben rufen können aus umliegenden Kaffeebauern mit Kleinst-Parzellen, die nur wenige Sack Rohkaffee produzieren und diese dann an uns verkaufen.

So haben wir uns alle gemeinsam zusammengesetzt, die Bauern haben Rohkaffeeproben ihrer aktuellen Kaffeeernte mitgebracht, die wir wiederum auf einem kleinen Probenröster -unter erschwerten Bedingungen in der Dunkelheit, nur mithilfe einer Handy-Taschenlampe, dafür aber mit umso mehr Interesse seitens der Bauern an dem von Ihnen erstmals beobachteten Röstvorgang- geröstet und danach per Hand aufgebrüht haben. Für viele dieser Kleinstbauern war es überhaupt das erste Mal, dass sie ihren eigenen Kaffee verkosten und untereinander vergleichen konnten. Gemeinsam haben wir Qualitätsstandards festgesetzt, zu denen sich alle Beteiligten bekannt haben sowie einen Preis für den so zukünftig aufbereiteten Rohkaffee, und wir freuen uns schon unheimlich auf die erste gemeinsame Ernte in der kommenden Saison 2021. In den nächsten Tagen durften wir einige der Nachbarn auf deren Kaffeeparzellen besuchen. Allen ist gemeinsam, dass Sie allein von der Kaffeeernte nicht leben könnten und daher komplette und autarke Selbstversorger sind durch Anbau verschiedenster Obst- und Gemüsesorten neben dem Kaffee. Nichts desto trotz leben diese Menschen in großer Armut noch in Wellblechhütten, bestehend aus nur einem Raum, der mancher Großfamilie mit 10 und mehr Personen zum Schlafen, Kochen und Leben dient. Wir haben unseren neuen Partnern erklärt, dass wenn sie sich beim Anbau und der Ernte ihres Kaffees an die erforderlichen Standards orientieren, sie zukünftig einen deutlich besseren Preis von uns erhalten werden als bisher von den so genannten einheimischen „Koyotes“, die den Bauern direkt vor Ort gegen einen Hungerlohn ihren Rohkaffee abkaufen. Besonders berührt hat uns der Besuch auf der kleinen Parzelle von Elena Vasquez. Sie verfügt aus der kleinen Gruppe mit Abstand über das kleinste Stückchen Land, auf dem Sie neben nur 6 Sack Kaffee auch noch andere Grundnahrungsmittel kultiviert. Elena hat mehrere Kinder, jedoch keinen Mann, so dass sie die alleinige Versorgerin der Familie ist. Für Menschen wie Elena ist es besonders wichtig, Teil einer Gemeinschaft- wie diese kleine Erzeugergruppe- zu sein, mit der sie sich austauschen und Hilfe erwarten kann. Wenn wir einen kleinen Teil dazu betragen können, dass es diesen hart arbeitenden Kaffeefamilien zukünftig wirtschaftlich besser geht und auch noch Rohkaffee erstklassiger Qualität dafür erhalten, läuft hier alles richtig. Wenige Wochen später hat sich unser Head-Barista Jonas aufgemacht nach Kolumbien zur Kaffeeernte ins Kaffeeanbaugebiet Quindio. Dort befindet sich die Finca La Mejorana, in der Gemeinde La Union in Quimbaya, inmitten der Berglandschaft der Anden, wo der vulkanische Boden noch reich an Mineralstoffen ist und perfekte klimatische Anbaubedingungen für Kaffee herrschen. Die Plantage wird von Don Carlos und seiner Familie mit viel Sorgfalt betrieben. In unserem Reisebericht von unserer Kolumbien-Reise in 2019 hatten wir davon berichtet, dass diese Plantage sehr klein, und was den Export betrifft noch relativ im Aufbau war, und daher noch keine Bio Zertifizierung möglich sei. In diesem Jahr haben wir jedoch tatsächlich die ersten Sack Bio zertifizierten Rohkaffee von Don Carlos erhalten. Schön, dass dieser hochgewachsene Kaffee mit dem beerig-fruchtigen Aroma immer mehr Anhänger unter den Kaffeefreunden findet. Auch konnten wir uns davon überzeugen, dass die Bibliothek der Schule, die während unseres Besuches im letzten Jahr durch einen schweren Sturm stark beschädigt war, mittlerweile wieder voll funktionsfähig ist und von den Kindern rege genutzt wird. Wir freuen uns, dass die von uns zur Verfügung gestellten Mittel hier sinnvoll eingesetzt wurden. Nun bleibt uns allen nur noch abzuwarten, wie sich die Situation in der Welt entwickeln wird…. Wir hoffen, dass wir unsere Reisen in die Ursprungsländer bald wieder aufnehmen können, sehen wir dies doch als einen wichtigen Bestandteil unserer Aufgaben.

 In diesem Sinne „Saludos“,