Mexico Dezember 2013

endlich war es wieder so weit, und wir haben das kalte Hamburg in Richtung des 35 Grad heissen Tapachula in der Region Chiapas, Mexiko, verlassen. Wir waren sehr gespannt, was uns dort im Hinblick auf die neue Ernte erwartet, besonders da sich die Roya aus Guatemala jetzt auch nach Mexiko ausgedehnt hat. Die Roya ist ein Pilz, der die Kaffeepflanzen oft komplett zerstört, zumindest aber die Ernte über 2-3 Jahre vernichtet. Im Chiapas angekommen, haben wir uns aufgemacht, die Finca Allianza zu besuchen. Hier werden durch Kreuzungen neue Kaffeepflanzentechniken getestet. Über diese Kreuzungen wird versucht, höhere Erträge, bessere Qualitäten und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Roya und andere schädliche Einflüsse zu erreichen. Außerdem wird hier eine –für mexikanische Verhältnisse- hochmoderne Bewässerungsanlage getestet, die es den Bauern ermöglicht, unabhängig von der Witterung gute Ergebnisse zu erzielen. Im Anschluss haben wir uns im Büro der Kooperative Tierra Nueva (Bio-, IMO- und Naturland- zertifiziert) mit deren Vertretern getroffen. Die Kooperative besteht aus Klein- und Kleinstbauern aus 15 Bergdörfern. Die Kooperative vermarktet für die rund 250 Mitgliedsfamilien deren Kaffee. Aufgrund der geringen Größe von 1 bis 10 Hektar pro Familie ist dies für sie die einzige Möglichkeit, ihren Kaffee zu vernünftigen Preisen zu verkaufen und nicht gezwungen zu sein, ihren Kaffee im lokalen Markt an die so genannten „Coyotes“ zu Niedrigstpreisen, mit denen sie nicht einmal ihre Kosten decken können, abzugeben. Am nächsten Morgen sind wir aufgebrochen, um die Familie Ricaro Mondo Lopez und deren Finca „Piedra Redonda“ zu besuchen. Nachdem unsere Straße irgendwann ein Ende hatte, ging es für uns zu Fuß durch den tropischen Regen- und Urwald weiter. Nach einem Aufstieg über mehrere Hundert Meter am Berghang, erreichten wir die 10 Hektar kleine Kaffeeplantage. Hier erntet Don Ricardo mit 2 weiteren Pflückern ca. 70 Sack Kaffee in einer Ernteperiode. Die Kaffees werden direkt vor Ort vom Fruchtfleisch befreit, das heißt „gepulpt“, und anschließend in einem Mini-Fermentationsbecken in ca. 20 Stunden aufbereitet. Dieser Prozess ist wichtig, um den Kaffee von seiner ihm umgebenen Schleimschicht zu befreien und die Pergamenthaut anzulösen und um Aroma und Feinheit zu entwickeln. Danach wird der Kaffee auf den so genannten „Patios“, ebenen Betonflächen unter freiem Himmel, in der Sonne unter ständigem Wenden getrocknet. Nach dem Trocknen wird der Kaffee in Säcke von je 46 Kilo (1 Quintal) verpackt und wird dann auf dem Rücken zu Fuß den Berg hinab zu dem Punkt, an dem die Straße wieder beginnt, transportiert. Eigentlich unglaublich, denn für uns war der Weg ohne Gepäck schon äußerst beschwerlich. Von der Straße aus wird der Kaffee in das nächste Dorf gebracht, wo der Kaffee erneut und vollständig getrocknet wird, da dies oben in den Bergen aufgrund von Nebel und Witterungsumschlägen nicht komplett möglich ist.

Danach macht sich der Kaffee auf zum zentralen Sammelpunkt der Kooperative, wo er gewogen und bis zum Verkauf gelagert wird. Die Lebensbedingungen für die Bauern indigenen Ursprungs und deren Familien sind für unser Verständnis unglaublich hart und fernab von den so genannten Annehmlichkeiten unserer Zivilisation. Die nächste Kooperative, die wir besuchten, war die sowohl Bio- als auch Naturland-zertifizierte Kooperative „Pro Cafem“ in Motozinkla, eine Kooperative mit 328 Mitgliedern, die verteilt sind auf 32 so genannte Comunidades. Im Büro der Kooperative –einem kleinen Häuschen im Ortskern des Städtchens Motozinkla- stellte uns der Vorstand der Kooperative, bestehend aus 6 der Gründungsmitglieder, deren Entwicklung der letzten Jahre vor. Für die Zertifizierungsmaßnahmen für Bio und Naturland werden hier ca. $ 5.000 pro Jahr von den Mitgliedern verlangt. Da hier die durchschnittliche Erwirtschaftung einer Plantage bei ca. € 400 im Monat liegt, bedeutet dies einen erheblichen finanziellen Aufwand für die Mitglieder der Kooperative. Die Reise durch die Region von Motozinkla führte uns zu verschiedenen Kleinstbauern der Kooperative Pro Cafem und verschaffte uns einen Einblick, welch unglaublicher Aufwand und Sorgfalt von Nöten sind, um einen wirklich guten Kaffee zu ernten. Beeindruckt waren wir auch von der Fauna im Hochland des Chiapas, wir bewegten uns zwischen 500 m und 2.000 m Höhenunterschied. In den Gesprächen mit den Vertretern der verschiedenen Kooperativen wurde deutlich, dass es dort an ärztlicher Versorgung am richtigen Ort fehlt, denn die Bauern und deren Familien haben weder die Möglichkeit, noch die finanziellen Mittel, um kranke Familienmitglieder behandeln und versorgen zu lassen. Zwei der größeren gesundheitlichen Risiken, denen die Familien ausgesetzt sind, ist zum Einen ein Befall des Darms durch Parasiten, die dann Teile des Gehirns angreifen und so auch bei den Kindern das Wachstum stoppen und erhebliche Schäden verursachen, und andererseits eine Augenerkrankung durch den Stich eines mückenähnlichen Insektes, welche zu vollständiger Erblindung führen kann. Darum haben wir uns entschieden, den Aufbau einer Krankenstation ins Leben zu rufen. Diese Krankenstation soll integriert werden an den zentralen Anlieferungspunkt für die Mitglieder der Kooperativen. Dadurch wird die Erreichbarkeit für alle Mitglieder gewährleistet, und die ärztliche Behandlung wird für die Kleinbauern und deren Familien kostenlos sein. Die genaue Planung wollen wir gemeinsam mit den Kooperativenmitgliedern bis Ende des Jahres 2013 erstellen, und danach soll die Umsetzung im ersten Quartal des Jahres 2014 schnellstmöglich stattfinden. Wir sind sehr glücklich darüber, mit dem guten Gefühl nach Hause zu kommen, hier weitere Schritte für eine faire, nachhaltige und dauerhafte Zusammenarbeit mit unseren MAYA-Partnern vor Ort gehen zu können.

Feliz Navidad wünschen….