endlich war es wieder so weit, und wir haben das kalte Hamburg in Richtung des 35 Grad heissen Tapachula in der Region Chiapas, Mexiko, verlassen. Wir waren sehr gespannt, was uns dort im Hinblick auf die neue Ernte erwartet, besonders da sich die Roya aus Guatemala jetzt auch nach Mexiko ausgedehnt hat. Die Roya ist ein Pilz, der die Kaffeepflanzen oft komplett zerstört, zumindest aber die Ernte über 2-3 Jahre vernichtet. Im Chiapas angekommen, haben wir uns aufgemacht, die Finca Allianza zu besuchen. Hier werden durch Kreuzungen neue Kaffeepflanzentechniken getestet. Über diese Kreuzungen wird versucht, höhere Erträge, bessere Qualitäten und eine höhere Widerstandsfähigkeit gegen die Roya und andere schädliche Einflüsse zu erreichen. Außerdem wird hier eine –für mexikanische Verhältnisse- hochmoderne Bewässerungsanlage getestet, die es den Bauern ermöglicht, unabhängig von der Witterung gute Ergebnisse zu erzielen. Im Anschluss haben wir uns im Büro der Kooperative Tierra Nueva (Bio-, IMO- und Naturland- zertifiziert) mit deren Vertretern getroffen. Die Kooperative besteht aus Klein- und Kleinstbauern aus 15 Bergdörfern. Die Kooperative vermarktet für die rund 250 Mitgliedsfamilien deren Kaffee. Aufgrund der geringen Größe von 1 bis 10 Hektar pro Familie ist dies für sie die einzige Möglichkeit, ihren Kaffee zu vernünftigen Preisen zu verkaufen und nicht gezwungen zu sein, ihren Kaffee im lokalen Markt an die so genannten „Coyotes“ zu Niedrigstpreisen, mit denen sie nicht einmal ihre Kosten decken können, abzugeben. Am nächsten Morgen sind wir aufgebrochen, um die Familie Ricaro Mondo Lopez und deren Finca „Piedra Redonda“ zu besuchen. Nachdem unsere Straße irgendwann ein Ende hatte, ging es für uns zu Fuß durch den tropischen Regen- und Urwald weiter. Nach einem Aufstieg über mehrere Hundert Meter am Berghang, erreichten wir die 10 Hektar kleine Kaffeeplantage. Hier erntet Don Ricardo mit 2 weiteren Pflückern ca. 70 Sack Kaffee in einer Ernteperiode. Die Kaffees werden direkt vor Ort vom Fruchtfleisch befreit, das heißt „gepulpt“, und anschließend in einem Mini-Fermentationsbecken in ca. 20 Stunden aufbereitet. Dieser Prozess ist wichtig, um den Kaffee von seiner ihm umgebenen Schleimschicht zu befreien und die Pergamenthaut anzulösen und um Aroma und Feinheit zu entwickeln. Danach wird der Kaffee auf den so genannten „Patios“, ebenen Betonflächen unter freiem Himmel, in der Sonne unter ständigem Wenden getrocknet. Nach dem Trocknen wird der Kaffee in Säcke von je 46 Kilo (1 Quintal) verpackt und wird dann auf dem Rücken zu Fuß den Berg hinab zu dem Punkt, an dem die Straße wieder beginnt, transportiert. Eigentlich unglaublich, denn für uns war der Weg ohne Gepäck schon äußerst beschwerlich. Von der Straße aus wird der Kaffee in das nächste Dorf gebracht, wo der Kaffee erneut und vollständig getrocknet wird, da dies oben in den Bergen aufgrund von Nebel und Witterungsumschlägen nicht komplett möglich ist.