Mexico & Guatemala 2023

Endlich war es für uns wieder soweit: Nach 2 langen, von Corona diktierten Jahren, konnten wir im Januar endlich wieder unsere Bauern besuchen.

Unser erster Tag war geprägt von intensiven Gesprächen mit den Bauern unserer Kooperative im Chiapas. So erfuhren wir über ihre momentanen Herausforderungen, wie der akuten Personalnot während der Ernte, als auch dem Klimawandel, der die Bauern natürlich ganz direkt betrifft. Die Kaffeebauern im Chiapas, dem Grenzgebiet zu Guatemala, konnten vormals vorrangig auf Erntehelfer aus Guatemala zurückgreifen, die in Mexico mehr Geld verdienen konnten als in Ihrer Heimat Guatemala. Aufgrund neuer mexikanischer Gesetze werden diese Saisonarbeiter jetzt jedoch so stark besteuert, so dass diese gar nicht mehr zum Arbeiten nach Mexico kommen. Viele Kaffeefarmer sind jedoch nur mit Hilfe der eigenen Familie nicht mehr in der Lage, Ihren Kaffee zu ernten und aufzuarbeiten. Auch die eigenen Kinder gehen lieber in größere Städte oder in die USA, als die schwere Arbeit auf den Plantagen zu verrichten.

Beim Besuch im Feld konnten wir sehen, dass viele der traditionellen Rohkaffeevarietäten wie Typica und Caturra stark unter dem Klimawandel leiden und nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Mengen hergeben. 

In Guatemala kämpfen die Bauern der Kooperative Lampocoy mit ähnlichen Problemen und dazu mit anhaltend schlechtem Wetter und dadurch ausge-lösten Erosionen und Erdrutschen. Die Kaltfront aus den USA im Dezember hat auch Guatemala überdurchschnittlich viel Regen gebracht und aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in den Böden den Pilz „Mycena citricolor“ produziert, der die Blätter der Kaffeepflanzen zum Vertrocknen und den Stoffwechsel der Pflanze zum Erliegen bringt. Dadurch vertrocknen auch die Kaffeekirschen am Stamm und sind verloren für die Ernte.

Beim Übertreten der Landesgrenzen von Mexico nach Guatemala haben wir ganz kuriose Beobachtungen gemacht. Während wir oben auf der Grenzbrücke den Grenzbeamten in Mexico als auch in Guatemala unsere Pässe und Einreisedokumente zum Passieren vorzeigen mussten, fand unter der Brücke über dem Fluss, von einem Land zum anderen, ein reger Schmuggelhandel  (Menschen, Nahrungsmittel, Drogen usw.) statt. Mittels Seilzugsystemen und selbstgebauten Flößen wandern diese Menschen und Waren hin und her.

Als Teil der Kooperative konnten wir auch Miguel und seine Frau besuchen, die auf ihrer kleinen Parzelle zwischen 8 und 10 Sack Kaffee à 69 kg ernten und aufbereiten. Die beiden haben uns sehr beeindruckt mit ihrer Kreativität als auch ihrem ausgeprägten Wissen über die Kaffeeaufbereitung. So haben sie ihre Ernte anaerob fermentiert, d.h. unter Sauerstoffausschluß für 24 Stunden in der ganzen Kaffeekirsche, wodurch der spätere Kaffee in der Tasse ein außerordentlich fruchtiges Aroma erhält. Normalerweise wird der Kaffee hierbei in Fässern gelagert, aber wie wir auf diesem Foto sehen können, geht es auch in einem handelsüblichen Sack 😊.

Ein weiterer Teil unserer Reise führte uns zum ersten Mal in die Region Veracruz, in den kleinen Ort Coatepec, in dessen Umgebung hervorragender Kaffee produziert wird.

Hier durften wir zwei Tage auf der Demeter-Farm „El Equimite“ verbringen, auf der wir ungemein viel über regenerativen Anbau lernen konnten. Dort ermöglicht ein terrassenartiger Kaffeeanbau mit Trennlinien aus Nutz- und Schattenpflanzen, dass sich die Kaffeepflanzen relativ eigenständig mit Feuchtigkeit versorgen. Der herabgehende Niederschlag versickert dort nicht an Ort und Stelle, vielmehr verteilt er sich wie ein Netzwerk am Boden. Uns hat sehr beeindruckt, dass sich Senor Gibran, der Besitzer von El Equimite, nicht nur an die Richtlinien des nahezu geschlossenen Kreislaufes von Demeter beschränkt, sondern den biodynamischen Anbau durch fundierte agrarwissenschaftliche Forschungen und damit einhergehende Kennzahlen weiter entwickelt.  

Jedoch auch in dieser Region leiden die Bauern unter dem Klimawandel und müssen auf neue Kaffeevarietäten zugreifen, da die bestehenden Pflanzen dem Kaffeepilz Roya (Kaffeerost) nicht stand halten.

Wir konnten hier einige neue Varietäten im „Kaffeelabor“ von El Equimite und einigen Nachbarplantagen verkosten und uns von der hervorragenden Qualität überzeugen.

Begeistert waren wir davon, dass sich das Team von El Equimite und deren Verbund Café Ensambles in der Region stark im Bereich Schulung von Kaffeebauern, deren Umgang mit den Kaffeepflanzen und auch der Umstellung von konventionell auf bio und später eventuell weiter in Richtung Demeter engagiert, als auch eine Montessori-Schule betreibt, deren Kinder wöchentlich auf der Farm über biodynamische Landwirtschaft und den Umgang mit den Tieren und Pflanzen lernen.

Auch konnten wir in dieser Region einige Kleinbauernkooperativen besuchen, von der uns eine ganz besonders mit Ihrer sorgfältigen Aufbereitung des Kaffees beeindruckt hat. Diese Kooperative, vormals bestehend aus 500 Klein- und Kleinstbauern, hat sich aufgrund unterschiedlicher Auffassung über den Umgang mit dem Kaffee aufgespalten und 22 Mitglieder, die bereit sind, den Weg von konventionellem Kaffee auf bio umzustellen, sind noch übriggeblieben.

Nachdem wir gesehen haben, mit welcher Leidenschaft und Sorgfalt diese Bauern bereits jetzt Ihren Kaffee pflegen, haben wir uns gemeinsam mit dem Team von El Equimite entschieden, den Bauern mit „know-how“ als auch finanziell über die nächsten Jahre zur Seite zu stehen und sie auf Ihrem Weg hin zu bio-zertifiziertem Kaffee zu begleiten.

Wir werden die Ernte dieser Kooperative daher zukünftig und erst einmal als nicht-zertifiziert bei uns in den eigenen Kaffeehäusern und unserem Online-Shop „Coffee Unlimited“ vertreiben und hoffen darauf, in ein paar Jahren einen tollen bio-zertifizierten Mexico anbieten zu können. Diese Umstellung bedeutet eine große Herausforderung für die Bauern. Bodenanalysen sind bereits in Auftrag gegeben und erste Schulungsmaßnahmen ausgearbeitet. Wir werden den Wandel der Kooperative auf jeden Fall dokumentieren und darüber weiterhin berichten. Vielleicht ist dies ja der Grundstein zu einer echten „MAYA-Kooperative“. 

 In diesem Sinne „Saludos“,