
Endlich war es für uns wieder soweit: Nach 2 langen, von Corona diktierten Jahren, konnten wir im Januar endlich wieder unsere Bauern besuchen.
Unser erster Tag war geprägt von intensiven Gesprächen mit den Bauern unserer Kooperative im Chiapas. So erfuhren wir über ihre momentanen Herausforderungen, wie der akuten Personalnot während der Ernte, als auch dem Klimawandel, der die Bauern natürlich ganz direkt betrifft. Die Kaffeebauern im Chiapas, dem Grenzgebiet zu Guatemala, konnten vormals vorrangig auf Erntehelfer aus Guatemala zurückgreifen, die in Mexico mehr Geld verdienen konnten als in Ihrer Heimat Guatemala. Aufgrund neuer mexikanischer Gesetze werden diese Saisonarbeiter jetzt jedoch so stark besteuert, so dass diese gar nicht mehr zum Arbeiten nach Mexico kommen. Viele Kaffeefarmer sind jedoch nur mit Hilfe der eigenen Familie nicht mehr in der Lage, Ihren Kaffee zu ernten und aufzuarbeiten. Auch die eigenen Kinder gehen lieber in größere Städte oder in die USA, als die schwere Arbeit auf den Plantagen zu verrichten.
Beim Besuch im Feld konnten wir sehen, dass viele der traditionellen Rohkaffeevarietäten wie Typica und Caturra stark unter dem Klimawandel leiden und nur noch einen Bruchteil der ursprünglichen Mengen hergeben.
In Guatemala kämpfen die Bauern der Kooperative Lampocoy mit ähnlichen Problemen und dazu mit anhaltend schlechtem Wetter und dadurch ausge-lösten Erosionen und Erdrutschen. Die Kaltfront aus den USA im Dezember hat auch Guatemala überdurchschnittlich viel Regen gebracht und aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit in den Böden den Pilz „Mycena citricolor“ produziert, der die Blätter der Kaffeepflanzen zum Vertrocknen und den Stoffwechsel der Pflanze zum Erliegen bringt. Dadurch vertrocknen auch die Kaffeekirschen am Stamm und sind verloren für die Ernte.
Beim Übertreten der Landesgrenzen von Mexico nach Guatemala haben wir ganz kuriose Beobachtungen gemacht. Während wir oben auf der Grenzbrücke den Grenzbeamten in Mexico als auch in Guatemala unsere Pässe und Einreisedokumente zum Passieren vorzeigen mussten, fand unter der Brücke über dem Fluss, von einem Land zum anderen, ein reger Schmuggelhandel (Menschen, Nahrungsmittel, Drogen usw.) statt. Mittels Seilzugsystemen und selbstgebauten Flößen wandern diese Menschen und Waren hin und her.
Als Teil der Kooperative konnten wir auch Miguel und seine Frau besuchen, die auf ihrer kleinen Parzelle zwischen 8 und 10 Sack Kaffee à 69 kg ernten und aufbereiten. Die beiden haben uns sehr beeindruckt mit ihrer Kreativität als auch ihrem ausgeprägten Wissen über die Kaffeeaufbereitung. So haben sie ihre Ernte anaerob fermentiert, d.h. unter Sauerstoffausschluß für 24 Stunden in der ganzen Kaffeekirsche, wodurch der spätere Kaffee in der Tasse ein außerordentlich fruchtiges Aroma erhält. Normalerweise wird der Kaffee hierbei in Fässern gelagert, aber wie wir auf diesem Foto sehen können, geht es auch in einem handelsüblichen Sack 😊.